Vom 19.09. bis zum 26.09.2011 besuchten mein Kumpel Martin und ich die Karibik Insel Tobago um dort gemeinsam einen entspannten Tauchurlaub zu verbringen. Es war gerade Regenzeit, trotzdem haben wir es nicht bereut. Viel Großfisch, um es vorweg zu nehmen, bekamen wir nicht zu sehen, auch an Land war eher weniger los, aber allem in allem war es ein schöner Tauchurlaub für kleines Geld.
Dies ist mein Reisetagebuch:
19.09.2011 Tobago, Speyside (Montag)
(Abends auf Tobago) Auf der Fahrt mit dem Auto zum Frankfurter Flughafen gab es kurz vor der Stadt auf der Autobahn etwas Stau. Einheimische würden es wohl eher den morgendlichen Berufsverkehr nennen. Doch trotz der ungeplanten Pause trafen Martin und ich im Abstand von ca. 45 Minuten mehr oder wenig pünktlich am Parkhaus, in einem Vorort von Frankfurt, ein. Mit einer kleinen Reisewaage wurde dort das Gepäck schnell auf je 19,5 kg pro Person aufgeteilt. Es war nur 20kg, inklusive Tauchgepäck, pro Person erlaubt. Mit dem vorletzten Shuttlebus sind wir anschließend zum Flughafen gefahren worden. Das nennt man eine Punktlandung vor dem Abflug.
Um 11:40 (MEZ) ging dann der Flieger von Frankfurt nach Tobago. Wir sind mit Condor geflogen. Enge Sitze und schlechtes Essen. Ich habe viel Zeit auf dem Flugzeug WC verbracht, Durchfall vom Essen. Selber Schuld.
Nach der Landung in Tobago standen wir wie üblich im Flughafengebäude lange an, bevor wir endlich einreisen konnten. Befremdlich war ein Schild, das darauf hinwies, dass es verboten sei „Militär- oder Tarnkleidung“ (Camouflage) nach Tobago einzuführen. Nachdem die Formalitäten bewältigt waren und wir unseren „Abholer“ vor dem Flughafengebäude gefunden hatten, sind wie eine Stunde lang mit einem Van bis zum Hotel kutschiert worden. Die Strecke führte an der Atlantikküste der Insel entlang. Gefährlich enge und kurvige Straßen, aber landschaftlich ausgesprochen schön. Leider waren wir vom Flug zu ermattet, um die Aussicht wirklich genießen zu können. Die schwülen 30°C Grad Außentemperatur ließen sich mit der Klimaanlage im Auto gut ertragen.
Unser Hotel, das Hotel Speyside Inn, ist einfach aber ok. Die Tauchbasis liegt direkt neben dem Hotelgebäude.
20.09.2011 Tobago, Speyside (Dienstag)
(Abends) Gestern Abend haben wir noch 2 Bier an der Bar getrunken und sind dann todmüde ins Bett gefallen. Trotz der bleiernen Müdigkeit konnte ich nur mit Ohrenstöpseln schlafen. Das Hotel lag direkt am Meer und die Brandung war unheimlich laut aber trotzdem irgendwie schön.
Ich bin heute morgen um 6 Uhr aufgewacht, Jetlag. Anschließend mit Martin kurz im Meer baden gewesen. Das Meerwasser roch aber nicht sehr frisch.
Deshalb sind wir danach in den Hotel-Pool gesprungen. Der war zwar alt, aber trotzdem noch schön. Danach sind wir mit dem Ehepaar aus dem Nachbarzimmer, wir Vier waren die einzigen Gäste im Hotel, die Hauptstraßen entlang gewandert. Es gab aber nicht viel zu sehen. Alles wirkte ziemlich ärmlich und heruntergekommen. Aber gerade deswegen erschien es uns fast schon wie ein kleines Abenteuer.
Um 7:30 Uhr gab es dann Frühstück. Ich hatte ein Omelett, nicht wirklich toll, aber essbar und nahrhaft.
Anschließend sind wir zu unserem ersten Tauchtag, zusammen mit der Ausrüstung, hinten auf der Ladefläche eines alten Pickups sitzend, zum Steg am Hafen gefahren worden. Nachdem wir unsere Ausrüstung inklusive der Preßluftflaschen auf dem nicht mehr ganz neuen Tauchboot verstaut hatten, sollte es endlich losgehen. Aber der Motor sprang nicht an. Das Boot hatte zwar zwei 85 PS Außenborder, aber wir sollten nur den einen Motor nutzen. Nach diversen Reparaturversuchen (u.a. wurden die Zündkerzen mehrmals in Benzin gewaschen) ließ er sich dann endlich starten. Nach 200m Fahrt war es dann aber vorbei mit der Herrlichkeit. Der Motor blieb stotternd stehen. Nach mehr als 10 Startversuchen, per Hand mit Seilzug, sprang er endlich stotternd wieder an. Der zweite Motor war als Notmotor gedacht. Der war schon so fertig, dass er nur noch einmal laufen würde. Als Letzte Reserve, wenn der andere Motor endgültig ausfallen sollte.
Wir waren nur 6 Taucher an Bord. Cincia unser Diveguide (weiblich), Martin, ich, das Paar aus dem Nachbarzimmer und ein Einheimischer der aber wie ein Europäer wirkte. Das Ehepaar erzählte während die Fahrt von ihren vielen Tauchgängen die sie schon absolviert hätten. Und wo sie schon alles zum Tauchen gewesen wären. Bei unserem ersten, gemeinsamen Tauchgang an diesem Tag, kamen sie aber schon nach 30 Minuten mit leeren Tanks wieder nach oben. Die Sicht Unterwasser war eher mies. Bis 7 Meter gab es eine grüne Warmwasserschicht in der es nur flimmerte, das hatte ich so auch noch nicht gesehen. Darunter wurde es klarer. Außer einigen kleinen Fischen gab es nichts zu spannendes zu entdecken. Mal abgesehen von Korallen, Sand und Felsen. Der erste Tauchgang war locker, entspannt und eher langweilig. Anschließend haben wir die obligatorische Stunde Oberflächenpause auf dem Boot, naher einer kleinen Insel, eingelegt. Ich bin dabei an Land geschwommen, es waren ca. 50 Meter. Die Insel hatte einen kurzen Sandstreifen, danach ging es steil bergauf, mit Fels und einem steilen Urwald, der nicht zu erklimmen war.
Der zweite Tauchgang fand an einer kargen Felseninsel im Meer statt. Der Fels war ca. 50 Meter lang und 15 Meter breit. Bei der Wende Unterwasser gab es eine ziemlich starke Strömung, teilweise zog es auch nach unten. Martin und ich mussten heftig kämpfen bis wir endlich um die Felsnase rum waren. Aber darauf hatte uns Cincia, vorher beim Briefing an Bord, extra hingewiesen. Nach der Wende fehlten in unserer kleinen Gruppe drei Taucher, das Pärchen und der Einheimische. Unser Guide schien das irgendwie nicht bemerkt zu haben. Sie ist ruhig vor Martin und mir ausgetaucht. Auf dem Tauchboot wartete dann aber nur der einheimische Taucher auf uns, das Pärchen fehlte weiterhin. Nach 5 minütiger Suche fanden wir sie dann endlich. Er stand auf einem Felsen in tosender Brandung und sie dümpelte davor im Meer. Was für ein Scheiß. Zusätzlich hatte er beim sinnlosen Erklimmen der Klippen noch einen Teil seiner Ausrüstung verloren. Erfahrene Taucher würden mit gesetzter Boje im Wasser warten.
Nach diesem Ereignis ging es zurück ins Hotel. Das wird gerade renoviert. Hämmern und Sägen überall. Robert, der Basis- und Hotelleiter, sagte uns, dass die Handwerker eigentlich versprochen hätten bis zum Mittag, also vor unserer Rückkehr vom Tauchen, fertig zu sein. So viel zu Absprachen mit Handwerkern auf Tobago. Aber ok, das ist bei uns in Deutschland auch nicht wirklich anders.
Nach dem Duschen gingen wir dann „shoppen“. Martin und ich hatten das Lebensnotwendigste für die Urlaubstage gekauft: Wasser, Bier, Zigaretten, Chips und Nüsse. Supermärkte wie wir sie kennen gab es auf Tobago nicht. Nur kleine, bunte Holzbuden in denen man mal dies und mal das kaufen kann. In der einen Bude gab es Bier, aber keine Kippen. In der Anderen gab es dann die Zigaretten aber keine Chips, usw. In einem Markt bekamen wir gar nichts. Die Betreiberin saß mit Bekannten auf einer Bank neben ihrem Markt und war am schwatzen. Als wir nach Zigaretten fragten, schickte sie uns einen Supermarkt weiter, sie hätte keine Lust jetzt aufzustehen. Ein ganz neues Erlebnis für uns konsumverwöhnten Europäer. Einen Tag später hat sie uns dann freundlich und kompetent bedient.
Die Einheimischen waren zumeist nett, aber neutral abwesend. Wir hatten nie irgendwelche Probleme mit ihnen und sie hoffentlich auch nicht mit uns. Lediglich die Straßen und der Verkehr waren gefährlich. Die Straßen waren für meinen Geschmack viel zu eng und zu kurvig. Zudem noch in einem extrem schlechten Zustand, trotzdem fuhren die meisten Autos viel zu schnell. Fußwege? Fehlanzeige! In Tobago wird auf der linken Straßenseite gefahren. Vor unübersichtlichen Kurven wurde kurz gehupt, auf ein Hupen aus der Gegenrichtung gelauscht und dann mit Gottvertrauen Gas gegeben.
Zurück im Hotel (18 Uhr Ortszeit) hatten die Handwerker gerade ihr Werkzeug zusammengepackt. Das konnte aber auch daran liegen, dass ein Gewitter aufzog. Zumindest sah es so aus.
In der Lobby hat Martin versucht mit dem iPod online zu gehen, aber das Internet war zu langsam, bzw. nicht wirklich präsent. Per SMS konnte ich wenigstens in Erfahrung bringen, dass das Wetter in Bielefeld kalt und schäbig war.
Taucherlog
Coral Garden (Speyside):
57 Minuten, 22,4m tief, Sichte mies, 29°C Wassertemperatur.
Checkdive. Kleine Fische, 5 Taucher plus Guide auf dem Boot. Motor sprang nicht an.
Sleepers (Speyside):
49 Minuten, 25,2m tief, Sicht mies, 28°C Wassertemperatur.
Strömung. 2 Taucher verloren, einer Stand auf dem Riff. Kleine Fische.
21.09.2011 Tobago, Speyside (Mittwoch)
(Morgens auf dem Balkon) Die Sonne ist gerade hinter der Insel „Little Tobago“, die man vom Balkon unseres Hotelzimmers sehen kann, aufgegangen. Davor liegt, von uns aus gesehen, die kleinere kleine Insel „Goat Island“. Martin schläft noch. Ich sitze in der Morgensonne auf dem Balkon. Die Dünung dröhnt heute ganz schön laut. Das Meer sieht etwas welliger aus als gestern. Dutzende Vögel sitzen auf den Stromleitungen an der Straße und zwitschern fröhlich laut. Ich habe gerade keine Uhr, die liegt im Tresor. Bzw. das Handy mit der Uhr.
Über die Berge kommen dunkle Wolken gezogen. Die Nacht über gab es viel Regen. Trotzdem ist es immer noch warm. Es schein hier eine Meisenart zu geben, die ist ähnlich gelb-schwarz wie bei uns, nur kleiner. Wir wollen versuchen Vögel mit Keksen auf dem Balkon anzufüttern, um sie dann zu fotografieren.
Gestern Abend hatte ich im Restaurant Salat gegessen, der war eher bescheiden. Aber gut, hier ist alles etwas anders. Ich bin gespannt ob heute der Bootsmotor anspringt. Und falls er läuft, wie lange.
In der aufgehenden Sonne komme ich ganz schön ins Schwitzen. Nicht zu vergleichen mit der Sonne in Deutschland. Gestern hatten wir einen großen Container Wasser gekauft. Die Versorgung mit Trinkwasser ist im Hotel und auf dem Tauchboot nicht wirklich optimal. Habe seltsamer Weise noch keinen rechten Hunger, trotz der Taucherei gestern. Ich vermute mal, dass es am Klima liegt. Martin und ich sind gespannt, ob das Pärchen aus dem Nachbarzimmer heute zum Tauchen mitkommt. Nach dem Chaos gestern, würden wir sie eigentlich nicht erwarten. Die Ärmsten haben zwei Wochen gebucht, wir zum Glück nur Eine. Gleich will ich mir die Badehose anziehen und in den Pool hüpfen. Das Meer ist mir heute zu unruhig zum Baden.
(Früher Abend auf dem Balkon) Den ganzen Nachmittag war es bewölkt. Nach dem Tauchen, beim Einräumen der Ausrüstung, hat es kurz für 5 Minuten geregnet. Der Himmel ist leicht grau und voller Wolken. Ab und zu gibt es aber große blaue Stellen. Nicht wirklich gut zum Fotografieren.
Wir haben heute zwei schöne Tauchgänge gemacht, ohne die Nachbarn. Nur Martin, Cincia (Diveguide) und ich. Wir haben eine große Schildkröte und einen einsamen Barrakuda gesehen. Die warme Oberflächenströmung, die hier seit 2 Monaten auftritt, war heute richtig sicht- und fühlbar. Wie ein grüner Smog der über einem liegt. Streckte man die Hand nach oben, so konnte man das wärmere Wasser deutlich spüren. Der zweite Tauchgang fand vor „Goat Island“, der kleinen Insel mit einem verlassenen Haus am Strand, statt. Ein wunderschönes Riff, „Japenese Garden“ genannt, liegt davor. Nur leider fehlte es an ausreichend Licht von oben, wegen dem beschrieben grünen Smog. Während der Oberflächenpause, also vor dem Tauchgang an der Insel, bin ich zu dem verlassenen Haus geschwommen. Ein total tolles Lost Place. Die Möbel waren großenteils noch im Gebäude. Sogar der Weihnachtsschmuck lag noch in den Schränken. Drei Fledermäuse wohnten in der oberen Etage und flatterten, ob der Störung durch meine Person, aufgeregt umher. Im Wohnzimmer im Erdgeschoß lag sogar noch ein offenes Gästebuch rum, nur leider ohne Stift. Andere Besucher, der Letzte am 01.09.2011, hatten sich mit Bleistift verewigt.
Das Haus soll angeblich mal Ian Flemming, dem Autor von James Bond, gehört haben. Jetzt gehört es dem Staat Tobago und verfällt.
Die Einheimischen auf Tobago bekommen oft subventionierte Staats-Jobs, z.B. als Bauarbeiter. Damit will der Staat verhindern, dass die Bevölkerung aus Not den Regenwald ausbeutet. Oder anders formuliert, die Insel-Bewohner bekommen Geld dafür den ganzen Tag mit einer Schaufel in der Hand neben einer Grube zu stehen. Die Arbeitsmoral bei „normalen“ Jobs ist dementsprechend schlecht.
Nach dem Tauchen haben Martin und ich den Geocache an der alten, verfallenen Zuckermühle, nur 350 Meter von hier entfernt, gesucht. Nach kurzer Suche hatten wir die beschädigte Cachedose gefunden und uns ins Logbuch eingetragen. Ebenfalls ein wunderschöner Lost Place, diese alte Zuckermühle. Das eiserne Wasserrad war noch rostend erhalten. Alte Mauerreste standen auch noch. Sehr hübsch alles, sofern man verlassen Orte mag. Ich musste für die Fotos, aufgrund der Wolken, ab und zu den Blitz benutzen. Wir hatten dort eine uns unbekannte Frucht gefunden. Das einheimische Hotelpersonal erzählte uns später auf Nachfrage, dass sie daraus Rasseln und Handwerkszeug machen würden. Außerdem wachsen hier noch die obligatorischen Kokosnüsse, Papaya, Bananen und Kochbananen. Richtigen Obst- oder Gemüseanbau gibt es auf der Insel nicht. Wahrscheinlich um den Regenwald zu schonen.
Wir haben uns heute mit Cincia und Robert, dem Pärchen das das Hotel betreibt, unterhalten. Die Beiden renovieren gerade in Eigenarbeit das komplette Hotel, vieles davon in Eigenleistung. Das ist auch echt mehr als notwendig. Wie wir auf einer ausführlichen Führung durch die Gebäude sehen konnten. Dabei soll das Hotel gerade mal 7 Jahre alt sein, zumindest der Anbau in dem wir wohnen. Er wirkt aber deutlich älter. Hier gammelt aufgrund des feuchten Klimas alles sehr, sehr schnell. An dem Hotel ist in den letzten Jahren nichts gemacht worden, selbst die Klimaanlagen wurden angeblich nicht gewartet. Deshalb muss nun viel Arbeit investiert werden. Alle Zimmer werden hübsch bunt gestrichen. Eines wird lila mit blauen Kanten, sieht nach dem ersten Schock total geil aus. Wir und unsere Nachbarn bewohnen die beiden einzigen bereits fertig renovierten Zimmer. Bei uns herrscht die Farbe Grün vor. Die Renovierung des Hotels wird sich noch etwas hinziehen. Heute sind z.B. die Tischler, welche die Balkongeländer erneuern sollten, nicht erschienen. Robert hat die Vermutung geäußert, dass sie heute evtl. Government-Jobs bekommen haben, also Geld fürs Nichtstun.
Das Klima auf Tobago ist das ganze Jahr über nahezu gleich. Um die 30° Celsius, schwül und nicht zu trocken. Derzeit ist Regenzeit. Zu unserem Glück regnet es aber nicht so viel wie sonst während der Regenzeit. Wenn es während des Tages kurz regnet, dann dampfen anschließend die asphaltierten Straßen. Hinter dem Hotel, am Berg, wurde vor einiger Zeit ein großer Kanal aus Beton und Stein gemauert. Denn mit etwas Verzögerung kommt das Wasser nach jedem stärkeren Regen aus den Bergen herunter geschossen. Als es den Kanal noch nicht gab, hatte sich deshalb einmal eine mächtige Schlammlawine durch das Restaurant gewälzt. Anschließend wurde der Kanal gebaut.
Wir essen hier deutlich weniger als sonst. Wir haben kaum Hunger. Das scheint, wie schon mal vermutet, am Klima zu liegen. Außerdem gibt es auch nicht wirklich viel zu essen. Eigenartigerweise ist ein Großteil der Bevölkerung, vor allem die Frauen, recht dick. Zu viel Junk Food? Heute Abend fehlte im Hotel Restaurant ein Teil des Küchenpersonals, deshalb werden wir außerhalb essen gehen. Es gibt im Ort noch zwei bis drei andere Restaurants, die offen zu haben scheinen. Wir werden sehen.
Wo ich hier so auf dem Balkon im 2. Stock sitze, bedrängt mich folgender Gedanke. Wenn nun ein Tsunami käme, dann wäre hier am Ufer alles weg. Man müsste sich schnell in die Berge, hinter dem Hotel, flüchten um zu überleben. Laut den Schildern an der Straße, die wir beim Transfer zum Hotel gesehen hatten, gibt es hier angeblich ein Tsunami-Warnsystem. Ob es hier schon mal einen gab, vermag ich nicht zu sagen, es sieht zumindest nicht danach aus.
Taucherlog
Bookends:
57 Minuten, 22,1m tief, Sicht mies, 28°C Wassertemperatur.
Barrakuda, Turtle. Sichtbare, warme Oberflächenströmung bis 10m.
Japense Garden:
64 Minuten, 22,3m tief, Sicht mies, 29°C Wassertemperatur
Schönes Riff. Viel Fisch und Korallen. Schöner Schnulli. Leider dunkle Oberströmung.
22.09.2011 Tobago, Speyside (Donnerstag)
(Morgens, 7 Uhr Ortszeit) Ich war, wie auch schon gestern Morgen, direkt nach dem Aufstehen eine kleine Runde im Pool schwimmen. Der ist nicht wirklich herausragend oder sauber. Aber früh morgens, direkt nach dem Aufwachen, in einem leeren Pool, umgeben von üppig grüner Pflanzenpracht, schwimmen gehen zu können, ist so unbeschreiblich schön.
Beim Schwimmen habe ich ein großes, braunes Eichhörnchen und zwei Vögel beobachten können. Die Vögel waren unseren Fasanen ähnlich, nur kleiner. Sie fraßen, während ich sie beobachten konnte, mir unbekannte gelbe Blüten und Früchte. Ganz kurz nur erschien dann, gegen Ende, noch ein Kolibri. Der winzig klein, mit seinem langen, krummen Schnabel, im Flug aus den Blüten trank.
(Abends) Zum Frühstück hatte ich heute mal Pancakes versucht. Es gab leider nur drei Kleine und die waren nicht so lecker. Beim Frühstück kommen die zahlreichen, kleinen Vögel auf den Tisch geflogen und stehlen etwas zu essen, sofern man nicht aufpasst. Bzw.aufpassen will. Nach dem Frühstück sind wir zum heutigen Tauchtag zu den „Three Sisters“, drüben auf der karibischen Seite, aufgebrochen. Das heißt, wir wurden zuerst mit dem altersschwachen Pickup über den Berg gefahren und im Hafen von Charlotteville abgesetzt. Hölle war die Strecke steil und kurvig. Diesmal saßen wir entgegen unserer Gewohnt nicht ungesichert auf der Ladefläche, sondern sicher angeschnallt im Fahrgastraum. Das war uns vorher empfohlen worden, ein guter Rat. Wir sind mit Caroline, einem englischer Diveguide (weiblich), tauchen gegangen. Zusätzlich waren noch Marc, der schon erwähnte Einheimische und zusätzlich ein dicker Amerikaner mit. Diesmal hatten wir kein echtes Tauchboot zur Verfügung, sondern nur ein kleines, sehr kleines, Angelboot. Viel zu klein und zu eng fürs Tauchen. Voll Scheiße! Nie wieder mit dem Boot!
Der Tauchplatz war für hiesige Verhältnisse recht gut. Unterwasser haben wir zwei Ammenhaie aus nächste Nähe beobachten können und auf der Rückfahrt, vom Boot aus, haben wir einige Delphine gesehen. Ansonsten wie üblich nur Kleinzeug und Felsen. Den zweiten Hai habe ich just in dem Moment entdeckt, als ich aus Langeweile nach 60 Minuten auftauchen wollte. Bin dann noch 10 Minuten länger unten geblieben. Martin hing schon auf drei Meter in der Deko. Wir tauchen hier mit Luft und nicht mit Nitrox, das merkt man sofort.
Die Ameisen haben unsere Keksdose geentert. Deshalb mussten wir jeden Keks einzeln von den Ameisen befreien. Die Keksdose lagern wir ab jetzt im Kühlschrank.
Zum Abendessen hatte ich mir Tuna mit Salat im Hotelrestaurant bestellt. Ausgesprochen lecker. Gestern Abend waren wir im „berühmten“ Baumhaus-Restaurant, hier im Ort, essen. Schrecklich teuer und nicht wirklich zu empfehlen. Die Lokation hingegen ist sehenswert, das Restaurant ist fast direkt am Meer gelegen, auf ca. 3m Höhe in einen Baum hinein gebaut worden. Sieht witzig aus.
Taucherlog
Sisters (Charlotteville):
51 Minuten, 22,2m tief, Sicht ok.
Karibische Seite. Zu kleines scheiß Fischerboot. Kleinfisch. Schnulli.
Sisters (Charlotteville):
68 Minuten, 16,4m tief, Sicht ok, 29°C Wassertemperatur.
2 Ammenhaie. Kleinfisch. Das heutige Boot geht gar nicht. Delfine auf der Rückfahrt vom Boot aus gesehen. Martin leicht im Deko.
23.09.2011 Tobago, Speyside (Freitag)
(Morgens) Ich bin heute wieder um 6 Uhr aufgestanden. Nebenan in Zimmer 10, da wo eigentlich niemand wohnt, lärmt seit gestern die Klimaanlage. Ich sitze, während ich diese Zeilen schreibe, auf dem Balkon und trinke Instantkaffee. Der Himmel ist grau bewölkt, das Meer wellig. Das Wetter wird scheinbar schlechter. Nach dem Kaffee geht es, wie jeden Morgen, ab in den Pool.
(Nachmittag) Beim Frühstück bin ich wieder auf das Omelett umgestiegen. Das Meer war, wie gesagt, wellig und der Wind frisch. Der erste Tauchgang fing chaotisch an. Wir hatten eine Amerikanerin mit, die nicht wirklich tauchen konnte, es aber wollte. Sie bekam schon das erste Mal Panik, als sie die Rolle-Rückwärts vom Boot ins Meer machen sollte. Ich habe erfolglos versucht sie an der Wasseroberfläche zu beruhigen. Dann kam zum Glück endlich Cincia (Diveguide) und hat den Job übernommen. Der Tauchgang war eher ein Schnulli (also ein langweiliger Tauchgang. Der Ausdruck „Schnulli“ stammt von Theo, Martin seinem Onkel) Wir haben eine Schildkröte gesehen, leider keine Königskrabbe, die es hier auch geben soll. Während der Oberflächenpause haben wir vor „Little Tobago“, der Vogelinsel, geankert. Ich bin mit Martin ans Ufer geschwommen. Als Schutz gegen die Moskitos hatten wir unsere dünnen Tropentauchanzüge angelassen. So gerüstet, haben wir uns dann schwitzend den steilen Pfad hinauf gearbeitet. Oben auf dem Berg/Hügel stand ein recht neues Holzhaus. Groß und schön. Es wird von Vogelbeobachtern genutzt und war fest verschlossen. Dem Anschein nach konnte man hier bequem mehrere Tage wohnen. Tobago ist bekannt für seine Vielzahl und Pracht an Vögeln. Von der Hütte führte ein weiterer Pfad durch den Urwald bis zu einer wunderschönen Aussicht. Aus ca. 60m Höhe konnte ich von einer Klippe aus auf das Meer und die raue Küste schauen. Die sich unten mir an den Felsen brechenden Wellen, waren ein unbeschreiblich schöner Anblick. Zurück an der Hütte tauchte dann ein kleiner (für die Gegend hier typischer) Hahn aus dem Unterholz auf und schien uns neugierig aber distanziert zu mustern. Beim Abstieg haben wir dann noch diverse Eidechsen gesehen. Schöne Tiere, die aber ganz schnell weg waren, sobald sie uns bemerkt hatten. Unten angekommen sind wir zurück zum Tauchboot geschwommen. Dort wurden wir bereits erwartet.
Der zweite Tauchgang fing erst als Schnulli an, nur dann habe ich den engen Kanal mit der starken Strömung zu spät gesehen und bin falsch reingetaucht, bzw. reingezogen worden. Es hat mich rumgewirbelt wie in einer Kombination aus Waschmaschine und wild gewordenem Fahrstuhl. Als ich mich wieder gefangen und sortiert hatte, kam ein Manta angeschwebt. Der drehte aber schnell wieder ab und „flog“ langsam und erhaben von uns weg. Kurze Zeit später bekam die Amerikanerin wieder einen Panikanfall. Sie konnte in der mittelstarken Dünung die Tiefe nicht richtig halten und hatte zusätzlich noch Wasser in der Brille. Ich habe versucht sie zu stützen, bzw. zu stabilisieren, damit sie sich beruhigen und die Brille ausblasen konnte. Aber ich war wohl bei ihrem Volumen etwas zu zaghaft. Das muss ich noch lernen. Cincia hat sie dann entschlossen gegriffen und ist mit ihr und dem bereits erwähnten Pärchen aus dem Nachbarzimmer, langsam aufgetaucht. Martin zeigte mir an, dass wir unten warten sollten, denn Cincia kämen wohl gleich wieder runter, um mit uns den Tauchgang zu beenden. Wir hatten schon bei den vorangegangenen Tauchgängen weniger Atemluft als die Mittaucher benötigt und waren deshalb entsprechend länger unten geblieben. Also haben wir uns 10 Minuten lang mit unseren Riffhaken festgemacht und gelangweilt auf unseren Diveguide gewartet. Sie kam aber nicht und Großfisch wollte sich ebenfalls nicht zeigen. So haben wir uns dann schließlich losgemacht, sind weg von der Kante und raus ins Blaue geschwommen, um dort langsam aufzutauchen. Das Setzen der Boje beim Sicherheitsstopp war etwas schwierig, da ich sie schon beim ersten Tauchgang benutzt hatte. Sprich sie war nicht sauber verstaut bzw. vorbereitet. Die Lösung, das Seil in einer Vitaminpillendose zu verstauen, ist zwar billig aber murks. Die Leine hatte sich verknotet und dadurch wurde ich 2 Meter mit nach oben gerissen. Es ist aber nichts passiert. Ich muss mir dringend eine Rolle, wie sie auch die meisten Diveguides verwenden, besorgen.
Ich dümpelte bereits an der Oberfläche rum, da tauchte unter Martin, der noch auf 3 Meter Tiefe hing, ein großer Manta auf. Martin schaute zu mir herauf und ist erst durch mein wildes Gestikulieren auf das majestätische Tier dicht unter ihm aufmerksam geworden. Der Manta kam dann ganz nah an Martin ran und Martin ist wie immer hinterher getaucht. Der große Rochen kam anschließend langsam höher und ist dann auch ganz nah an mir vorbei geschwommen. Fair ist fair. Ein echt hübsches, großes Tier.
Dann mussten wir bei Wellen und Strömung zurück ins Boot steigen, ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Allem in Allem ein leicht chaotischer Tauchtag, der aber aufgrund der letzten Manta-Sichtung einen schönen Abschluss fand. Echt toll.
Ich sitze gerade auf dem Balkon vor unserem Hotelzimmer und lausche der laut dröhnenden Dünung. Duschen muss ich auch noch. Auf der Stromleitung vor dem Hotel, an der Straße, singt wunderschön ein Vogel.
(18 Uhr) Die Wellen werden höher und lauter. Es scheint, dass ein Sturm draußen auf der offenen See wütet. Eine gepflegte Unterhaltung auf dem Balkon funktioniert nur, wenn man laut spricht, so nah steht das Hotel an der Küste.
Unter in der Hoteleinfahrt liegt der alte, graue, räudige Hund. Morgens treffe ich ihn immer am Pool. Er schleicht mit einem mitleiderregendem, unterwürfigen Blick heran. Er ist dabei aber immer darauf bedacht einen gewissen Sicherheitsabstand zu wahren. Habe ihn vorhin, nach dem Tauchen, mal kurz und vorsichtig am Kopf gekrault. Er schien die Streicheleinheiten zu genießen. Danach hat er schüchtern an meinem Fuß geschnüffelt. Er scheint hier irgendwie inoffiziell zu wohnen.
Die Hotelbetreiber besitzen einen mageren, hellen Kater mit dunklen Tupfen im Fell. Der jagt manchmal Eidechsen und Vögel, die hier, wie gesagt, zahlreich leben. Wir haben aber noch nie gesehen, dass er etwas gefangen hätte. Die schon beschriebenen Schwalben sitzen hier einzeln oder auch in Gruppen auf den Stromleitungen, singen und flattern dabei mit halb angelegten Flügeln. Sieht aus als würden sie Balzen. Was für Vögel bei unserm Zimmer unter dem Hoteldach wohnen weiß ich nicht zu sagen. Sie sind aber sogar des Nachts laut am Zwitschern. Wir wohnen in der obersten Etage, direkt untern dem Dach.
Nebenan ist ein älteres Ehepaar eingezogen. Ich hatte vorhin kurz mit ihnen gesprochen, sie sind hier um Vögel zu beobachten.
Taucherlog
Black Jack Hole (Speyside):
54 Minuten, 24,2m tief, Sicht ok, 30°C Wassertemperatur
Schnulli mit Drift. Schildkröte.
Manta Point (Speyside):
55 Minuten, 23,1m, Sicht ok, 29°C Wassertemperatur
Waschmaschine im Kanal. 2 mal Manta. Ein großer kam bei Austauchen mit Martin ganz nah. Sehr schön.
24.09.2013 Tobago, Speyside (Samstag)
(Morgens, 7:20 Uhr) Ich habe heute länge geschlafen und komme gerade aus dem Pool. Martin war nicht mit. Er duscht gerade, deshalb sitze ich auf dem Balkon und habe Zeit zum Schreiben. Das Wetter ist schön, trotz einiger Wolken am Himmel. Die Wellen haben sich etwas, wenn auch nicht viel, beruhigt. Gestern Abend wollten wir eigentlich auswärts essen, aber um 17 Uhr hatte alles schon geschlossen. Wahrscheinlich wegen dem Film-Festival, von dem man uns erzählt hatte. Wir haben aber von einem Festival nichts mitbekommen oder gehört. Wir waren dann später im Hotelrestaurant essen, Tuna mit Fries, also Tunfischsteak mit Pommes frittes. Lecker.
(Nachmittag) Die Tauchgänge heute waren entspannt. Martin und ich waren die einzigen Tauchgäste an Bord. So ist das schön, ein Boot für uns allein. Wir haben für morgen noch einen extra Tauchtag gebucht. Danach haben wir dann 25 Stunden Pause bis der Flieger geht, dass sollte reichen um den durch das Tauchen im Körper angesammelten Stickstoff loszuwerden. Ist die Tauchpause vor dem Flug zu kurz, dann perlt der restliche Stickstoff aufgrund des leichten Unterdrucks in der Flugzeugkabine im Blut aus. Das führt dann zu Lähmungen bzw. Tod.
Heute haben wir beim Tauchen viel Kleinkram gesehen. Dazu noch zwei nette Kalmare die mich bis auf zirka 50cm rangelassen haben. Die schienen genauso neugierig auf mich, wie ich auf sie gewesen zu sein.
Robert, der Hotelleiter und Partner von Cincia (unserem weiblichen Diveguide) hat uns gestern Abend beim Dekobier vom Rebreather-Tauchen erzählt. Das sind Geräte bei denen die ausgeatmete Luft wieder aufgefangen und aufgearbeitet wird. Das heißt die Luft fließt im Kreis und wird nach jedem Atemzug zuerst vom ausgeatmeten Kohlendioxid befreit und anschließend mit Sauerstoff angereicht. So können dann längere und vor allem blasenfreie Tauchgänge durchgeführt werden. Weil das Tauchen damit deutlich leiser ist, kommt man näher an die Fische ran. Gerade z.B. an Mantarochen, die Luftblasen gar nicht mögen. Auf Palau konnte ich z.B. mit einem Manta an einer Putzerstation fast schon schmusen, so nah kam er heran. Als ich dann endlich ausatmen musste, ist er sofort wieder weg geschwommen. Robert seine Erzählungen klangen interessant. Leider sind die Geräte bislang noch nicht wirklich weit verbreitet.
Jetzt gegen Abend ist das Meer wieder ruhiger geworden. Die Brandung an der Küste vor dem Hotel ist nicht mehr ganz so brüllend laut. Seit drei Tagen ist auch endlich diese warme, grüne Oberflächenwasserschicht verschwunden. Die Sicht ist seit dem deutlich besser geworden. Nur die zahlreichen Schwebeteilchen sind noch immer im Wasser vorhanden. Aber dass die Sicht nicht optimal sein würde, war uns schon beim Buchen bekannt.
Wie waren heute wieder am „Japanese Garden“ vor der Insel „Goat Island“. Weil das Sonnenlicht fast ungehindert bis zum Grund durchkam, war er heute super bunt und hell. So viel Grün habe ich noch nie in einem Korallengarten gesehen. Einfach nur schön anzusehen. Während der Oberflächenpause bin ich wieder zu dem verlassenen Haus geschwommen, Martin kam diesmal mit. Außerdem hatten wir einen Kugelschreiber dabei um uns ins Gästebuch eintragen zu können. Den Kugelschreiber haben wir anschließend neben dem Gästebuch liegen lassen. Für die Besucher die nach uns kommen. Werden. Hinter der Villa gab es einen Weg hoch zum Gesinde-Haus, so nenne ich es mal. Aber der war nach circa 20 Metern komplett mit dornigem Gestrüpp zugewuchert. Wir kamen nur bis zum Generator-Haus. Danach ging es nicht weiter. Eine Machete, um uns den Weg zu bahnen, hatten wir leider nicht dabei.
Der Rückweg zum Boot war aufgrund der hohen und starken Brandung recht mühsam. Zum Glück für uns kam nach jeder Großen Welle immer eine Serie Kleinerer. Die haben wir genutzt und sind direkt hinter der großen Welle losgeschwommen. So erreichten wir schließlich wieder das Tauchboot.
Der nächste Tauchplatz war der so genannte Manta-Point. Also da wo wir gestern den oder die Mantas gesehen hatten. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein und dasselbe Tier war. Heute, um es vorweg zu nehmen, war da kein Manta zu sehen, dafür aber Kalmare. Eine Schildkröte gab es, einen Barrakuda und viele leuchtend blaue Fische deren Augen im Sonnenlicht funkelten. Die Kalmare haben Augen ähnlich wie die der Haie, ganz anders wie gewöhnliche Fische.
Gerade fliegt eine Turboprop-Maschine über Little Tobago, das wir vom Hotel-Balkon aus sehen können, das erste Flugzeug, das ich seit unserer Ankunft bewusst sehe. Alles ist hier wunderbar primitiv und improvisiert.
Wunden heilen hier nur sehr langsam und schlecht. Meine Brandwunde an der rechten Hand ist immer noch nicht verheilt. Die hatte ich mir noch in Deutschland beim Kuchenbacken zugezogen. Daheim wäre sie nach einer Woche schon komplett verheilt gewesen. Einige Moskitostiche an den Füßen, die Viecher stechen hier am liebsten in die Füße, scheinen sich entzünden zu wollen. Und die obligatorische Stelle am linken Fuß, da wo das Flossenband scheuert, fängt seit heute an zu eitern. Das ist bei mir bei jedem Tauchurlaub so. Stört aber später in normalen Straßenschuhen nicht weiter. Für unsere beiden letzten Tauchgänge, die morgen anstehen, wird es noch gehen.
Es gibt hier auch Pelikane. Die Vögel haben ein schmutzig graues Gefieder. Ihre Art zu landen ist echt einzigartig. Sie klappen einfach knapp über dem Meer die Flügel ein und lassen sich dann Kopf voran ins Wasser plumpsen. Sieht merkwürdig aus, funktioniert aber augenscheinlich ganz gut.
Die Autos fahren hier auf der linken Straßenseite, warum wissen wir nicht. Deshalb und wegen der engen, kurvigen und schlechten Straßen bin ich dagegen, dass wir uns für einen Tag einen Mietwagen nehmen. Gerade sind neue Gäste angereist, damit sind nun 4 Zimmer belegt. Aber gut, es ist auch keine Saison. Ob es Taucher sind, vermag ich nicht zu sagen. Tauchgepäck habe ich nicht gesehen, das kann aber auch durchaus später, mit einem zweiten Wagen kommen. Cincia hatte uns heute Morgen auf dem Boot erzählt, dass hier früher deutlich mehr Touristen anzutreffen waren. Der Tourismus hätte inzwischen stark nachgelassen. Das sieht man auch. Der ganze Ort wirkt etwas abgenutzt und vernachlässigt.
Das Ehepaar aus dem Nachbarzimmer, mit denen wir schon tauchen waren, hat heute den Nachbarort Charlotteville besucht. Dort gibt es laut ihren Aussagen zumindest einen richtigen Strand. Ansonsten aber nicht mehr als hier in Speyside. Einen Souvenirshop mit T-Shirts haben wir bislang vergeblich gesucht.
Ich habe heute erfahren, dass die Insel „Little Tobago“ ein Vogelschutzgebiet ist. Das würde auch die Wanderhütte erklären, die wir dort gefunden hatten. Der Name Tobago stammt angeblich aus einer Ableitung der Tabakspfeife, welche die Eingeborenen damals geraucht haben sollen. Von den Eingeborenen ist heute nicht mehr viel zu sehen.
Taucherlog
Japenese Garden (Speyside):
56 Minuten, 20m tief, Sicht ok, 30°C Wassertemperatur.
Wunderschöner Garten. Viel Grün, noch nie gesehen. 1 Ammenhai.
Manta Point (Speyside):
56 Minuten, 18,4m tief, Sicht ok, 30°C Wassertemperatur.
Schöner Drift. Mittlere Strömung. Turtle und Barrakuda. Kalmar ganz nah.
25.09.2013 Tobago, Speyside (Sonntag)
(Morgens auf dem Balkon) Unser letzter Tauchtag ist angebrochen. Den haben wir, wie bereits gestern erwähnt, extra vor Ort dazu gebucht. Morgen geht es dann zurück und übermorgen (MEZ) kommen wir an. Dann ist aber auch gut, Tobago ist unserer Meinung nach nicht so das Taucher-Traum-Urlaubsparadies. Gestern waren die Moskitos ziemlich aktiv. Wir sind ziemlich zerstochen. Wir haben uns bei Cincia eine angebrochen Sprühdose Moskitospray gekauft. Das Zeug riecht ekelhaft, ob es hilft?
Gestern Abend haben wir beim Spaziergang entlang der Hauptstraße einen Deutschen getroffen. Er arbeitet als Ingenieur auf Trinidad und er ist nun einige Tage zum Tauchen auf Tobago. Er wohnt in einem Hotel neben unserem. Dienstag reist er dann wieder ab. Seine Erzählungen über Trinidad klangen nicht so gut. Es sei dort dreckig, ähnlich wie in Ägypten. Und die Kriminalitätsrate wäre hoch. Momentan gäbe es dort eine nächtliche Ausgangsperre von 22 bis 4 Uhr. Das hätte bereits zu einem signifikantem sinken der Mordrate geführt. Das Hauptproblem sei wohl die Nähe zu Venezuela. Das Festland ist nur ca. 20km entfernt und von dort kämen Waffen und Drogen auf die Insel. Tobago sei hingegen ein Ort der Sauber- und Friedlichkeit. Das stimmt, friedlich ist es hier. Und für tropische Verhältnisse auch sauber.
Auf dem Balkon sitzend trinke ich wie jeden Morgen einen Instantkaffee. Die Morgen-Zigarette ist auch schon geraucht, in Deutschland hingegen rauche ich immer erst am Abend. Gleich geht es zum vorletzten Frühstück. Ein seltsames Gefühl, wenn das Ende langsam fühl- und greifbar wird.
Der Himmel hängt teilweise voller dunkler Wolken, trotzdem ist es bereits heiß und schwül. Duschen lohnt nicht wirklich, nach dem Abtrocknen war ich genauso verschwitzt wie zuvor. Meine Ohren fühlen sich zugeschmoddert an. Vom Tauchen, den Taucherohrentropfen (Alkohol und Olivenöl) und dem Schlafen mit Ohrenstöpseln. Aber die reinigen sich ja wie von selbst, wenn man sie nur lässt.
So, jetzt geht es gleich zum Frühstück. Omelett und Toast. Das Omelett besteht aus „unguten“ Eiern, die, wenn sie fast durch sind mit Tomaten, Zwiebelwürfeln sowie Käse belegt werden. Anschließend wird das Ganze umgeklappt und noch etwas brutzeln gelassen. Fertig ist das „Omelette á la Tobago“. Innen meist noch etwas flüssig. Aber allemal noch besser als die Eier mit Speck oder gar Pancakes. Müsli gibt es auch, da bin ich aber nicht mutig genug für. Die Milch ist hier nämlich „Reconstituted“. Das heißt sie wird aus Milchpulver, Wasser und Chemie zusammengemixt und anschließend in Tetrapacks verfüllt. Da verzichte ich lieber aufs Müsli mit Milch.
(Nachmittag) Das Omelette war heute nicht genießbar. Innen völlig flüssig und fettig. Habe es liegen lassen. Nicht das es zwei Stunden später beim Tauchen plötzlich raus will. Der Toast war aber genießbar und lecker.
Wie jeden Morgen mussten wir heute auch wieder auf den Kapitän warten. Der lässt erst den Motor warm laufen und geht dann noch mal nach Hause. Er wohnt direkt neben dem Jetty (Steg).
Unsere letzten beiden Tauchgänge auf Tobago waren ganz ok. Nicht wirklich spektakulär aber entspannt.
Robert, der Hotelleiter, erzählte heute, dass er mit Absicht keinen Lobster im Hotelrestaurant anbietet. Er möchte nicht, dass die Tiere in der Bucht weggefangen werden, lebend wären sie viel schöner. Recht hat er, wir haben einige Exemplare beim Tauchen gesehen.
Als wir vom letzten Tauchgang ins Boot stiegen, saß dort auf der hinteren Bank, ganz durchnässt, ein erschöpfter Vogel. Der Kapitän hatte ihn am Ende unseres Tauchganges aus dem Wasser gefischt. Als wir alle an Bord waren ist er dann noch kurz nach „Little Tobago“ (die Vogelinsel) an den Jetty gefahren und hat den verängstigten Vogel dort zum Trocknen abgesetzt. Fand ich nett und sympathisch, so hatte ich ihn gar nicht eingeschätzt.
In etwa 24 Stunden werden wir die Insel verlassen. Eigentlich schade, aber hier gäbe es nicht mehr viel Neues für uns zu sehen. Eine große Regenwaldtour hätte ich wohl noch gerne mitgemacht, aber ohne das passende Schuhwerk ging das leider nicht. Irgendwie habe ich keinen Bock auf die Hektik und die vielen Menschen in Deutschland, aber hier bleiben möchte ich auch nicht. Gestern haben wir so ganz nebenbei erfahren, dass die Moskitos hier auch das Denguefieber übertragen können. Aber daheim könnte man auch von einem Auto überfahren werden, oder auf dem Klo sitzend an einem Herzinfarkt sterben.
Ich bin gespannt wie die Bilder geworden sind. Ich habe keinen Laptop mit um sie zu sichten. Die Kamera hat zwischendurch mal gesponnen und war auf manuellen Fokus verstellt. Aber gut, so viel gute Motive gab es hier eh nicht.
Aus Langeweile habe ich heute mal beim Tauchen das Taucherpaar aus dem Nachbarzimmer beobachtet. Er atmet wie ein Großer. Wenn ich einen Atemzug (einatmen, schauen, ausatmen) gemacht habe, hat er derer drei getan. Und ich hatte schon aus Langeweile mehr als gewöhnlich geatmet. Es ist schon seltsam, sobald es öde wird am Riff, bzw. Unterwasser, dann atme ich unbewusst mehr. Mit dem Luftverbrauch liegen Martin und ich gleichauf. Mal kommt er mit 10 bar mehr rauf, mal ich. Seine Unterwasserhupe und das Klopfen am Tank habe ich heute mal wieder überhört. Obwohl wir das am Anfang des Tauchganges getestet hatten. Eventuell dämmt meine Kopfhaube, die ich auch hier beim Tauchen trage, zu sehr.
(17:30 Uhr) Ich bin so müde, dass ich vorhin hier auf dem Balkon im Plastikstuhl sitzend eingeschlafen bin. Wir müssen gleich noch los, Wasser und Chips kaufen. Wo ich gerade beim Schlafen war, ich muss zusehen, dass ich morgen im Flieger rechtschaffend müde bin damit ich während des Fluges gut schlafen kann. Wir müssen in Barbados umsteigen, das nervt etwas. Aber gut, das werden wir auch noch überstehen. Die Condormaschine die hier aus Deutschland ankommt, fliegt anschließend nach Barbados weiter und setzt dort die letzten Urlauber ab. Von dort geht es dann mit einer neuen Crew zurück nach Deutschland. Nach Frankfurt, um ganz genau zu sein. Reisen ist heute deutlich einfacher als noch vor 100 Jahren, trotzdem nervt es. Damals war es noch ein gefährliches Abenteuer, heute besteht Reisen nur noch aus Rumsitzen, Warten und Schlange stehen.
Die lauten Vögel die unter unserem Dach wohnen, hatte ich bereits erwähnt. Aber auch Fledermäuse können hier lästig werden. Tagsüber hängen ab und zu welche unter dem Hoteldach und kacken dann alles voll. In dem Gebäude der Tauchbasis das neben dem Haupthaus steht, wird deshalb des Nachts immer das Licht angelassen. Das schreckt die Tiere erfolgreich ab. Denn unter dem Dach ist rundherum ein 20cm breiter Spalt der zur Lüftung dient. Den würden sie ohne das störende Licht als Ein- und Ausgang nutzen.
Ich würde gerne wissen, was hier der Strom kostet. Die Klimaanlage in unserem Zimmer läuft den ganzen Tag, nur nachts beim Schlafen machen wir sie aus. Es wäre sonst zu kalt. Der Deckenventilator bleibt immer an. Nur in den ersten beiden Nächten hatten wir beides aus.
Klimaanlage = Kühl-Willi
Deckenventilator = Wirbelheinz
Die beiden Bezeichnungen wurden beim letzten Palau-Tauchurlaub geprägt. Damals hatte ich mir mit Ralf das Zimmer geteilt. Wirbel-Heinz stammt von ihm, ein wunderschön melodisches Wort.
Taucherlog
Shark Bay (Speyside):
51 Minuten, 35,2m tief, Sicht ok, 30°C Wassertemperatur.
3 Berge. Lobster und Kleinfisch. Wunderschöne Alienlandschaft.
Anita (Speyside):
60 Minuten, 25,3m tief, Sicht trübe, 30°C Wassertemperatur.
Schöne Landschaft. Schwarze Fische mit leuchtend blauen Tupfen. Ganz ok.
26.09.2011 Tobago, Speyside (Montag)
(Morgens) Zum letzten Mal schreibe ich diese Überschrift. Es ist Abreisetag. Gegen 13 Uhr fährt uns Robert mit dem alten Pickup zum Flughafen. Das sind dann ca. 1,5 Stunden Fahrt, sofern die alte Gurke durchhält.
Komme gerade aus dem Pool, bin wie immer direkt nach dem Aufstehen reingesprungen. Ich hatte mit dem grünen Plastikball, der dort immer rumlag, zwischen die Beine geklemmt und bin darauf durch den Pool gedümpelt, wie jeden Morgen seit dem wir hier sind. Der alte, graue Hund war heute nicht am Pool. Dafür kam Martin aber kurze Zeit später nach.
Jetzt sitzen wir frisch geduscht auf dem Balkon vor unserem Hotelzimmer, trinken unseren löslichen Kaffee und warten, dass es endlich Frühstück gibt.
So langsam kommt der Alltag wieder. Hatte letzte Nacht wieder komische Alpträume und meinen Gedanken beginnen bereits um die Arbeit zu kreisen. Das muss ich irgendwie abstellen.
Gestern, am Sonntag, gab es hier akute Hühnereier-Knappheit. Morgens vor dem Frühstück musste Robert noch los und welche besorgen. In der Hotelküche waren nur noch 3 Stück vorrätig. Die Hühner des Lieferanten wollten scheinbar nicht legen. Robert konnte trotz seines Einsatzes nur 7 Eier ergattern. Gegen Abend wurden dann aber frische Eier geliefert, die Hühner hatten es sich scheinbar anders überlegt. Hier lebt und organisiert es sich ganz anders als in der Heimat.
Die Regenzeit auf Tobago hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Es hat die ganze Woche kaum geregnet. Starkregen gab es zu unserem Glück nur des Nachts. Am Tage gab es nur kurze Schauer die selten mehr als 10 bis 20 Minuten gedauert haben. Davon insgesamt aber auch nur 3-4 Stück in der Woche. Allerdings soll die Regenzeit dieses Jahr auch deutlich trockener ausgefallen sein als die Jahre davor. Uns soll es recht sein. Jetzt geht es endlich ab zum Frühstück. Danach steht dann Kofferpacken, auschecken und die Abreise auf dem Plan.
Das süße Nichtstun in der Sonne, das morgendliche plantschen im Pool, die müßigen Stunden auf dem Balkon und das Geräusch der Brandung werden mir fehlen. Aber Leben heißt nun mal Veränderung.
(Später Morgen) Die Koffer sind fast fertig gepackt. Wir sitzen unten in der Raucherlounge und schwitzen wie die Großen. Bei den Tauchausfahrten hatten wir das Wetter immer irgendwie kühler empfunden. Die Taucheranzüge hängen noch zum Trocknen an der Basis. Eine Nacht hat nicht gereicht um sie ganz trocken zu bekommen. Die Füßlinge werden wie immer erst daheim über der Heizung wirklich trocken.
Die Rechnung ist bezahlt, pro Person ungefähr 220 Euro inklusive dem extra Tauchtag (75$) und der Fahrt zu den „Three Sisters“ (30$). Das ist nun wirklich nicht viel. Mit dem was wir im Ort ausgegeben haben, macht das so 250 Euro pro Nase und Woche. Ich bin nun auch endlich meine ganzen TTs (Trinidad & Tobago Dollar) los.
Siehe auch Tobago, Karibik ganz ohne Luxus